Museum Grafing Gewinner im Wettbewerb „100 Heimatschätze“

  • Mittwoch, 18 Juli 2018 10:16
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Übergabe der Grafinger Gewinnerurkunde durch die Minister Marion Kiechle und Albert Füracker. Über die Auszeichnung freuen sich Museumsleiter Bernhard Schäfer und Abgeordneter Thomas Huber. Übergabe der Grafinger Gewinnerurkunde durch die Minister Marion Kiechle und Albert Füracker. Über die Auszeichnung freuen sich Museumsleiter Bernhard Schäfer und Abgeordneter Thomas Huber. Foto: Heimatministerium

Zu Beginn dieses Jahres lobte die Bayerische Staatsregierung im Verbund mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e.V. unter den über 1200 nichtstaatlichen Museen in Bayern einen Wettbewerb aus. Gesucht waren außerordentliche Sammlungsstücke, Zeugen der Vergangenheit, die darauf warteten, ihre einzigartigen Geschichten von besonderen Momenten und weichenstellenden Entscheidungen zu erzählen.

Das Museum der Stadt Grafing beteiligte sich an dem Wettbewerb mit der 2017 als Dauerleihgabe ins Haus übernommenen Votivtafel aus der Grafinger Schwedenkapelle, die das glückliche Überleben des Ehepaares Erderl im Jahre 1632 vor dem Hintergrund des Tod und Verderben über Grafing bringenden Einfalls schwedischer Truppen im Zuge des Dreißigjährigen Krieges schildert.

Nach einer von einer Fachjury unter den Wettbewerbsteilnehmern getroffenen Auswahl wurde nun die Grafinger Votivtafel am 13. Juli bei einem feierlichen Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche in München als einer von 100 Heimatschätzen prämiert und wie alle anderen ausgezeichneten Objekte mit einem Preisgeld von 1000 Euro und einer Urkunde bedacht.

Bernhard Schäfer, der Leiter von Archiv und Museum der Stadt Grafing, nahm die Ehrung erfreut aus den Händen des Heimatministers Albert Füracker und der Wissenschafts- und Kunstministerin Marion Kiechle entgegen. Der an der Veranstaltung teilnehmende Grafinger Landtagsabgeordnete und Stadtrat Thomas Huber gratulierte zur Auszeichnung mit den Worten: „Ich freue mich, dass ein Museum aus unserem Landkreis als eines von 100 Heimatschätzen Bayerns ausgewählt wurde.“

Votivtafel in der Grafinger Schwedenkapelle

Die 1632 entstandene Votivtafel der Eheleute Caspar und Katharina Erderl, die heute im Original im Museum Grafing hängt und als Replik in der Grafinger Schwedenkapelle zu sehen ist.
(Foto: Museum der Stadt Grafing)




Bewerbungstext zum Objekt

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) legten schwedische Truppen im Jahr 1632 den Markt Grafing in Schutt und Asche. Von der Feuerbrunst verschont blieben lediglich acht Häuser am südlichen Ortsausgang, im Bereich des sogenannten Burgholzes. Zu den Anwesen, die die Brandkatastrophe unversehrt überstanden, gehörte dasjenige der Eheleute Caspar und Katharina Erderl. Aus Dankbarkeit dafür, dass es verschont geblieben war, errichtete das Paar zwischen dem eigenen Haus und dem benachbarten Siechenhaus eine Kapelle und stattete diese mit einer den Anlass der Stiftung darstellenden und erläuternden Votivtafel aus. Nachdem das kleine Heiligtum ruinös geworden war, wurde es 1866 durch einen Neubau ersetzt, das Bild aber in diesen übernommen.

Das Gemälde zeigt vor dem Hintergrund des Grafinger Flammeninfernos eine Kreuzigungsszene sowie, rechts und links von dieser, die knienden Votanten. Unterhalb der Darstellung erklärt ein Text den Zusammenhang. Er lautet: „Gott dem Allmächtigen zu Lob und Ehr hat Caspar Erderl in diesen Stechhaus und Katharina seine Hausfrau diese Tafel aufrichten laßen, zur Danksagung, weil ihr Haus durch den Schwedischen Feind nicht verbrandt und doch der ganze Markt Grafing in Schutt und Asche gelegt an Pfingst-Erchtag 1632. Auch verlobte Er den dritten Pfening der Pfarrkirche zu dem heiligen Aegidio, was in diesen Stöckl gelegt wird, fleißig geben will.“

Nach Absprache von Archiv und Museum der Stadt Grafing mit den Eigentümern der Kapelle (Angela Schwarz, Berlin; Richard Schwarz, Wasserburg;  Steven und Margret Posavec, Grafing) wurde die bereits 1846 und 1948 „renovierte“ Votivtafel 2017 erneut restauriert und daraufhin von dem Werk auf Vermittlung des Restaurators Wolfgang Fleischmann, Jakobneuharting, eine Replik angefertigt. Um das Original künftig keiner weiteren Verwitterung durch starke klimatische Schwankungen auszusetzen, wurde dieses sodann im Museum untergebracht, an seiner Stelle im Sakralbau aber die im digitalen Fotodruckverfahren hergestellte Kopie platziert. Und so kann man sich heute an zwei Orten sehr unmittelbar des Grafinger Schicksalsjahres 1632 erinnern.

In der Votivtafel spiegelt sich europäische, deutsche, bayerische und lokale Grafinger Geschichte, das Schicksal von Einzelpersonen und einem Kollektiv. Sie ist Dokument zu Volksfrömmigkeit und Tracht, ist insgesamt gesehen eine überaus gewichtige Quelle zur historischen Forschung.

Text: B. Schäfer, Museum der Stadt Grafing



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