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Verbesserungen im Schienenverkehr gefordert

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SBahn (c) Wikimedia Commons Flummi-2011 SBahn (c) Wikimedia Commons Flummi-2011 SBahn (c) Wikimedia Commons Flummi-2011
Die demographische Entwicklung erfordert große Investitionen in das Schienennetz unseres Landkreises. Wir brauchen zur geplanten Elektrifizierung der Strecke EBE-Wasserburg einen zweigleisigen Ausbau zwischen Grafing und EBE, verbesserten Lärmschutz entlang der Bahnlinien im Landkreis und es darf zu keiner Verschlechterung der S-Bahn-Taktung S2-S4/S6 kommen. Dafür ist die DB, der MVV und die S-Bahn München zuständig! In einem Schreiben an Innenminister Joachim Herrmann bitte ich ihn um seine Unterstützung.

Der Brief im Wortlaut:


Sehr geehrter Herr Staatsminister,
lieber Joachim,
 
mit meinem heutigen Schreiben verbinde ich meinen Dank für die kollegiale Zusammenarbeit und freue mich, dass Du in der Kabinettssitzung am 23. Januar 2018 eine unserer Ideen aus der Ballungsrauminitiative aufgegriffen und die „Bayerische Elektromobilitäts-Strategie Schiene zur Reduzierung des Dieselverkehrs im Bahnnetz Bayern“ entwickelt und „aufs Gleis“ gesetzt hast. Insbesondere die Tatsache, dass die Bahnstrecke Ebersberg – Wasserburg eine der sieben Bahnstrecken ist, die prioritär elektrifiziert werden sollen, ist aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger aus den Landkreisen Ebersberg und Rosenheim ein großer Erfolg. Wegen deren großer infrastruktureller Bedeutung für unsere Region habe auch ich mich in den zahlreichen Gesprächen zum „Bahnknoten München“ mit Dir und Deinem Haus immer wieder für die Elektrifizierung bzw. für die Ertüchtigung der Bahnstrecke Ebersberg – Wasserburg eingesetzt. Für Deine Unterstützung danke ich Dir herzlich!
 
Ich nehme diese Gelegenheit zum Anlass, um auf weitere sehr wichtige Fragen bzw. Punkte hinsichtlich des SPNV hinzuweisen. Mit Blick auf das demografische Wachstum im Landkreis Ebersberg, der bundesweit einer der am stärksten wachsenden Landkreise ist, müssen bei allen künftigen Planungen im Schienenbereich mehrere wichtige Aspekte berücksichtigt werden.
 
 
1. Verschlechterung der S-Bahntaktung auf den Linien S2 und S4 bzw. S6
Für großes Unverständnis und Aufsehen in der Landkreis-Bevölkerung sorgen die Planungen für die S-Bahntaktung nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke.
Trotz der Milliardeninvestitionen, die eigentlich eine Verbesserung der Mobilität erwarten lassen, wird es zu einer S-Bahntaktverschlechterung von derzeit 10 Minuten auf dann 15 Minuten auf den Linien S2 und S4 bzw. S6 kommen. Die demografische Entwicklung mit den zu erwartenden steigenden Pendlerzahlen wird aber zu einem erhöhten Bedarf an Zugverbindungen führen. Ich bitte Dich auch im Sinne unseres CSU-Dringlichkeitsantrages vom 6.12.18 (DS 17/19493) um eine Prüfung, ob die Verschlechterung der S-Bahntaktung vermieden werden kann. In diesem Kontext verweise ich auch auf die große Bedeutung des viergleisigen Ausbaus der Bahnstrecke München Ost – Markt Schwaben, der auch meiner Ansicht nach für einen zukunftsfähigen Schienenverkehr unerlässlich ist. Meine diesbezügliche Frage ist, ob sich durch die Festlegung im Koalitionsvertrag zwischen SPD-CDU/CSU nun die Chancen auf eine schnellere Realisierung durch Erhöhung bzw. Sicherstellung der GVFG-Mittel erhöhen und mit welcher Zeitplanung nun zu rechnen ist.
 
 
2. Zweigleisiger Ausbau Grafing Bahnhof – Ebersberg
Im Zuge unserer zahlreichen Gesprächsrunden zum „Bahnknoten München“ habe ich immer wieder auf die Notwendigkeit eines Begegnungsgleises bzw. eines teilweise zweigleisigen Ausbaus der Bahnstrecke Grafing-Bahnhof – Ebersberg hingewiesen. Ich bin dankbar, dass Du auch bei den lfd. Gesprächen mit unserem Landrat und dem MVV, Unterstützung signalisiert hast.
Der Bedarf für den Ausbau ist mehrfach begründet: Seit der Fahrplanerweiterung auf der Strecke Grafing-Bahnhof – Reitmehring kommt es insbesondere zu Stoßzeiten immer wieder zu Zugausfällen, da die eingleisige Strecke Grafing-Bahnhof – Ebersberg zu wenig Gleiskapazitäten zur Verfügung stellen kann. Auch dies führt immer wieder zu Verspätungen mit weitreichenden Auswirkungen auf den (Schienen-)Verkehr. Hinzu kommen immer wieder technische Störungen auf der Strecke. Erst am 26.1.18 sorgte eine Stellwerkstörung für einen mehrstündigen Zugausfall, der wegen des durchgeführten Schienenersatzverkehrs zusätzlich für große Behinderungen des Straßenverkehrs in unserer Kreisstadt Ebersberg sorgte. Eine verstärkte Notwendigkeit sehe ich durch die geplante Elektrifizierung der Bahnstrecke Ebersberg – Wasserburg, die ein noch höheres Zugaufkommen erwarten lässt. Ich bitte Dich bei allen anstehenden Gesprächen mit den im Verfahren Beteiligten und den weiteren Planungen diese Zusammenhänge zu berücksichtigen und die notwendigen Gelder für diese Maßnahmen einzuplanen. Ich wäre Dir dankbar, wenn Du mich über das weitere Vorgehen zeitnah informieren könntest und eine aktualisierte Projektplanung der Maßnahmenträger vorgelegt werden könnte. In diesem Zusammenhang weise ich auf eine Folgewirkung hin, die es unbedingt zu berücksichtigen gilt.   
 
 
3. Situation der Bahnübergänge in der Stadt Grafing
Bei allen gegenwärtigen und künftigen Planungen zum Bahnausbau zwischen Grafing-Bahnhof und Wasserburg müssen die Auswirkungen auf die verkehrliche Situation in der Stadt Grafing einbezogen werden. Schon heute kommt es aufgrund der Bahnübergänge in und um Grafing regelmäßig zu hohen Rückstaus auf den Straßen. Allein das demografische Wachstum wird zu einer Zunahme der ohnehin angespannten Situation führen. Ein erhöhter Verkehr auf der Bahnstrecke Ebersberg - Wasserburg bzw. ein zweigleisiger Ausbau der Bahnstrecke Grafing-Bahnhof - Ebersberg wird diese Situation durch ständig geschlossene Bahnübergänge verschärfen. Ich bitte Dich auch hier um die Unterstützung deines Hauses und bitte prüfen zu lassen, mit welchen baulichen Maßnahmen (z.B. Untertunnelungen und Brücken) die negativen Auswirkungen eines erhöhten Zugaufkommens auf den Straßenverkehr reduziert werden könnten.
 
 
4. Lärmschutzmaßnahmen entlang der Bahnlinien im Landkreis
Mit Nachdruck möchte ich erneut auf die Notwendigkeit von ausreichenden Lärmschutzmaßnahmen entlang der Bahnlinien im Landkreis Ebersberg, insbesondere entlang des Brennerzulaufs, hinweisen. Schon heute beschweren sich viele Anwohner zu Recht und zum Teil werden sie in gesundheitsgefährdendem Ausmaß gestört. Gemäß offiziellen Prognosen wird dieses Problem nach Eröffnung des Brennerbasistunnels und der daraus resultierenden Zunahme des Schienenverkehrs noch deutlich gesteigert. Aus meiner Sicht darf es nicht sein, dass Menschen unter der Lärmbelastung durch den Schienenverkehr leiden müssen und nachts kein Auge mehr zubekommen. Deswegen habe ich mich schon mehrfach gemeinsam mit meinem Bundestagskollegen Dr. Andreas Lenz an die Deutsche Bahn gewandt, doch weitestgehend unbefriedigende Antworten und unzureichende Zusagen erhalten. Daher bitte ich Dich herzlich um Unterstützung dabei, die Interessen der Betroffenen gegenüber der Deutschen Bahn durchzusetzen. Ziel muss es sein, dass nachhaltige Verbesserungen gegenüber den aktuellen Lärmschutzmaßnahmen erreicht werden und der Lärmschutz auf alle bewohnten Bereiche ausgeweitet wird. Dass dies auch die Position der Bayerischen Staatsregierung ist, hast Du mir unter anderem auch in Deinem Schreiben vom 5.01.15 mitgeteilt.
 
 
5. Auswirkungen einer möglichen 3. Startbahn am Flughafen München
Da sich der Landkreis Ebersberg in unmittelbarer Nähe zum Flughafen München befindet, haben wir in mehreren Gemeinden meines Stimmkreises sowie im Kreistag schon vielfach Diskussionen zum o.g. Thema geführt.
Eine Mehrheit des Ebersberger Kreistags hält sich mittelfristig den Ausbau einer dritten Startbahn am Flughafen München offen. Voraussetzung für einen in der Zukunft möglicherweise notwendig werdenden Ausbau ist aber ein nachgewiesener Bedarf sowie der erfolgte Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Gegenwärtig sind diese Voraussetzungen nicht gegeben.
 
Eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur ist m.E. zur Bewältigung des zunehmenden Anreiseverkehrs der Fluggäste essentiell, um einen Verkehrskollaps zu vermeiden. Dies betrifft neben dem Ausbau des Schienenverkehrs natürlich auch die Straßeninfrastruktur. In diesem Kontext verweise ich auf das Schreiben vom 2.05.17, in welchem ich Dich gemeinsam mit den Abgeordneten aus Landtag und Bundestag sowie den Landräten aus Ebersberg und Erding auf die Notwendigkeit des mehrspurigen Ausbaus der Flughafentangente-Ost hingewiesen habe.  Eine 3. Startbahn wird nicht nur eine wesentliche Zunahme des An- und Abreiseverkehrs zur Folge haben, sondern durch die prognostizierten 15.000 neuen Arbeitsplätze auch einen Anstieg der Berufspendler verursachen. Auch dies muss bei allen künftigen Verkehrsplanungen mit berücksichtigt werden. Ein Mehr an Arbeitsplätzen am Flughafen bedeutet einen Mehrbedarf an Wohnraum in der Region und ein Mehr auf der Straße. Wohnraum ist in unserer Region zur Mangelware geworden, für viele Normalverdiener nicht mehr bezahl- und leistbar; die Straßen sind heute schon zu Hauptverkehrszeiten völlig überfüllt. Deswegen muss unabdingbar vor einem Ausbau des Flughafens diese Entwicklung in die Planungen einbezogen und Verbesserungen realisiert werden.
 
Lieber Joachim,
 
wegen der demografischen Entwicklung im Landkreis Ebersberg sowie der daraus resultierenden Zunahme des Pendlerverkehrs auf Straße und Schiene wird der Bedarf an einer bestens ausgebauten Infrastruktur immer wichtiger. Die mancherorts und zu bestimmten Zeiten im Landkreis Ebersberg bereits existierenden Verkehrsprobleme stellen jetzt schon eine erhebliche Belastung für Mensch und Umwelt dar. Deshalb würde ich mich sehr freuen, gemeinsam mit Dir und den zuständigen Stellen weitere Umsetzungsschritte jetzt zu beraten und anzugehen. Viele Ideen und Konzepte, die für den künftigen Ausbau des ÖPNV in der Metropolregion München und im Landkreis Ebersberg wichtig sind, sind bereits in der von mir mit erarbeiteten Ballungsrauminitiative für Oberbayern und in dem Strategiepapier der MVV-Landkreise enthalten.
Ich danke Dir daher bereits heute für Deine Unterstützung und für die Berücksichtigung der oben aufgeführten Argumente und freue mich auf Deine Antworten.
 
In diesem Sinne verbleibe ich mit kollegialen Grüßen
 
 
 
 
Thomas Huber MBA
Stimmkreisabgeordneter für den Landkreis Ebersberg



Bild: SBahn (c) Wikimedia Commons Flummi-2011 
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